Anknüpfung an jüdisches Leben vor dem zweiten Weltkrieg

Gemeinde wartet immer noch auf eine gerechte Beteiligung an der Landesförderung

Vor zwanzig Jahren begann Chabad Lubavitch Düsseldorf, sich in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt und ihrer Umgebung um jüdische Belange zu kümmern. Vor allem jüdischen Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion widmete sich Chabad Düsseldorf von Anfang an, aber auch eingesessene jüdische Mitbürger und Israelis, die momentan in Düsseldorf leben, werden von Rabbiner Chaim Barkahn und seiner Frau Dvori betreut. Inzwischen steht ihnen ein Team von zwei weiteren Rabbiner-Ehepaaren zur Seite.

In den ersten Jahren traf man sich in angemieteten Räumen auf der Kaiserswerther Straße, aber seit 2006 existiert das Chabad-Zentrum auf der Bankstraße, dessen Ankauf durch eine großzügige Spende der Familie Rohr in Florida ermöglicht wurde. Im Mittelpunkt des Gemeindelebens steht die kleine Synagoge der Gemeinde. Chabad Düsseldorf sieht sich in der Nachfolge des orthodoxen jüdischen Gemeindelebens, das unter dem Namen Adass Jisrael vor dem Zweiten Weltkrieg in Düsseldorf florierte. Auch damals waren es überwiegend Juden aus Osteuropa, die eine eigenständige Gemeinde für sich etablierten. In Anknüpfung an diese Vergangenheit nennt sich die Gemeinde Adass Jisrael Chabad Lubavitch Düsseldorf.

Vor der Coronavirus-Pandemie gab es täglich ein reges Gemeindeleben im Chabad-Zentrum, aber trotz vieler Schwierigkeiten wurden und werden die meisten Angebote weiter fortgesetzt –  selbstverständlich unter Einhaltung aller gesetzlichen Auflagen.

Purim 2021 unter Corona-Bedingungen

Die Gemeinde hat momentan mehr als 1700 Mitglieder. Natürlich steht der religiöse Alltag im Mittelpunkt, wozu tägliche Gottesdienste und täglicher Religionsunterricht gehören. Aber auch in der Sozial- und Jugendarbeit ist die Gemeinde sehr aktiv. Die Integration osteuropäischer Einwanderer hat einen hohen Stellenwert und bezieht sich auf alle Altersgruppen. Das beliebte Sommercamp Gan Israel für Kinder findet in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal statt und leistet dabei sowohl pädagogische als auch integrative Arbeit.

Im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ gibt es auch ein Jubiläum für Chabad Düsseldorf. Im Jahre 2001 kamen Rabbiner Barkahn und seine Frau aus Israel nach Düsseldorf, um ihren Beitrag zum Ausbau des orthodoxen jüdischen Lebens in Deutschland zu leisten. Als eigenständige jüdische Gemeinde vermitteln sie die Werte des orthodoxen Judentums. Außer den lokal ansässigen jüdischen Mitbürgern kümmert sich Chabad Düsseldorf auch um auswärtige jüdische Gäste, die z.B. zu Messen oder Ausstellungen nach Düsseldorf kommen.

Rückblickend auf die vergangenen Jahre blickt Rabbiner Barkahn mit Stolz und Freude auf die positiven Veränderungen, die das jüdische Leben in Düsseldorf seit seiner Ankunft erfahren hat. Chabad Düsseldorf steht mit mehr als 4000 jüdischen Menschen jahrein, jahraus in Verbindung, zahlreiche Kinder besuchen die Ferienlager im Sommer und Winter sowie die Sonntagsschule, und Hunderte von Familien strömen zu Feiern anlässlich jüdischer Feiertage ins Chabad-Zentrum.

Es gibt noch viel zu tun. Das bisherige Gemeindezentrum besteht aus provisorisch eingerichteten ehemaligen Werkräumen und einer Fabrikationshalle. Die Räume sind schlecht beheizbar und erfüllen nur notdürftig ihren Zweck. Schon lange ist ein Neubau geplant, für den schon eine Baugenehmigung vorliegt. Leider hat das Land NRW der Gemeinde bisher keine Teilhabe an den dafür bestimmten Landesmitteln gewährt, obwohl die Gemeinde einen rechtlichen Anspruch darauf hat. Es stehen von Seiten des Landes NRW eigentlich Landesmittel zur Verfügung, die jüdisches Leben in unserem Bundesland fördern. Als unabhängige jüdische Gemeinde hat Chabad Düsseldorf Anträge beim Land gestellt, deren Bearbeitung sich allerdings sehr hinzieht. Der Gemeinde ist klar, dass es eine Herausforderung für andere jüdische Gemeinden und für das Land darstellt, bei der Verteilung der Fördermittel Veränderungen vorzunehmen, die der Vielfalt des jüdischen Lebens entspricht. Dem Gemeindevorstand ist aber nicht klar, warum es der Landesregierung nicht gelingt, die gebotene Gleichbehandlung herzustellen und eine gerechte Lösung zu finden.

Vermessungen für den Neubau

Trotz aller Widrigkeiten ist Rabbiner Barkahn guten Mutes und hofft, dass die Bewilligung der Gelder bald erfolgt und endlich mit dem Neubau der Synagoge und der angeschlossenen Lehr- und Veranstaltungsräume begonnen werden kann. Einstweilen konzentrieren sich alle Mitarbeiter der Gemeinde Adass Jisrael Chabad Lubavitch Düsseldorf auf die vielen Programme, die jetzt nach den Lockerungen der Corona-Auflagen wieder möglich sind und im Chabad-Zentrum angeboten werden.